Im Mittelalter nannten die englischen Bogenschützen die Fahne abfällig „clout“ (eigentlich von „cloth“), also „Lappen“ oder „Flicken“ und trugen Wettbewerbe auf eine Entfernung von 180 Yards ( etwa 165 Meter) oder weiter mit dem Ziel aus, möglichst nah an diese Markierung zu treffen. Waren doch in der Regel die wichtigsten Leute der gegnerischen Armee unter den größten und buntesten Fahnen zu finden.
Noch heute erfreut sich diese Form des traditionellen Bogenschießens – allerdings mit dem vollkommen friedlichen Hintergrund des sportlichen Gedankens – großer Beliebtheit. In Berlin richtet der Verein der Wald- und Wiesenschützen Berlin-Brandenburg e.V. seit vielen Jahren ein Cloutturnier aus und lud am 5. Oktober 2014 interessierte Schützen zum mittlerweile 17. Berliner Cloutturnier auf dem historischen Maifeld ein.
Den Samstag vor dem Turnier hatte man die Möglichkeit, das Schießen auf die Entfernung von 165 Meter bei den Männern, sowie 125 Meter bei den Frauen zu üben. Wir – drei Mitglieder des BSSC Olympia und ein „Fast-Mitglied“ nahmen dieses Angebot dankend an, denn wann schießt man schon auf eine solche Entfernung?
Erst einmal hört sich das ja gut an: eine Zielscheibe von etwa 9 Metern Durchmesser, denn um die Markierung ziehen sich mit 1 Yards-Abständen (etwa 90 cm) fünf Wertungsringe. Treffer im innersten Ring werden mit 5 Punkten gewertet, die im äußersten Ring entsprechend mit 1 Punkt. Pfeile, welche außerhalb dieses Wertungsbereiches treffen werden nicht gezählt.
Steht man allerdings an der Schießlinie, ist die Fahne ein kleiner, weit entfernter Punkt. Nun heißt es die Fahne anvisieren, den Wind mit ein zu kalkulieren und den Bogen in eine bestimmte Neigung zu bringen um den Pfeil mit einer ballistischen Kurve an das Clout zu bringen.
Am Wettkampftag selbst traten 92 Schützen aus verschiedenen Vereinen der näheren und weiteren Umgebung bei geradezu sensationellen Spätsommer-Wetter an. Vom klassischen englischen Langbogen bis zum hoch-technischen Compoundbogen waren viele Bogenarten vertreten und wurden in den Klassen Compound, Olympic Recurve, Recurve, Longow und English Longbow gewertet.
Der Spaß stand im Vordergrund und besonders bei den Langbogen-Schützen traten auch einige in historischen Gewändern an. Selbst der am Trainingstag noch so nervige und böige Seitenwind ließ uns fast vollständig in Ruhe. Besonders beeindruckend ist natürlich auch das Maifeld zwischen dem Glockenturm und dem Olympiastadium, so dass wir auch immer wieder von neugierigen Touristen während der Veranstaltung „bewundert“ wurden.
Nach zwei Durchgängen mit 6 Passen zu 6 Pfeilen standen dann die Ergebnisse fest und ein wunderschöner Turnier-Tag ging zu Ende. Wie immer das Beste am Schluß: gekrönt wurde der tolle Tag mit dem Erringen einer der begehrten kleinen Clout-Trophäen, verbunden mit einen 2. Platz in der Wertung Recurve Herren.
Ein wirklich toller Sommersaison-Abschluss! Wir freuen uns schon auf das 18. Cloutturnier 2015.